Schon eine kurze Ablenkung kann im Straßenverkehr gefährliche Folgen haben. Neue Systeme mit künstlicher Intelligenz sorgen für mehr Sicherheit.
Foto: djd/Robert Bosch
(djd). Ein Blindflug am Steuer kann lebensgefährlich sein. Wer bei Tempo 50 für drei Sekunden kurz einnickt oder auf das Smartphone statt auf die Straße schaut, legt dabei 42 Meter zurück. Laut internationaler Studien ist rund jeder zehnte Unfall auf Ablenkung oder Müdigkeit zurückzuführen. Elektronische Helfer können das Risiko in Zukunft minimieren - indem sie verhindern, dass kritische Situationen überhaupt entstehen. Schon heute gibt es Systeme, die automatisch erkennen, wenn die Person am Steuer abgelenkt ist oder es zum gefürchteten Sekundenschlaf kommt. Eine sofortige Warnung sorgt wieder für mehr Aufmerksamkeit und kann auf diese Weise so manchen Unfall verhindern.
Kamerasystem erkennt Gefahren automatisch
Auch der Gesetzgeber hat das Thema auf die Agenda genommen und bereits Regelungen beschlossen. Neufahrzeuge, die in der Europäischen Union zugelassen werden, müssen zukünftig in der Lage sein, Müdigkeit und Ablenkung der Fahrer zu erkennen. Das gibt die sogenannte EU General Safety Regulation vor. Schon heute sind die ersten Serienfahrzeuge auf den Straßen unterwegs, die über eine entsprechende Innenraumsensierung verfügen. So hat etwa Bosch ein System entwickelt, das Gefahren identifizieren und sowohl warnen als auch gezielt unterstützen kann. Eine Kamera registriert dabei, wenn die Augenlider schwer werden, der Fahrer abgelenkt ist oder den Kopf in Richtung der Rücksitze dreht. Dank künstlicher Intelligenz zieht das System aus diesen Informationen die richtigen Schlüsse: Es warnt bei Unachtsamkeit, empfiehlt Pausen, wenn es Zeichen von Müdigkeit erkennt oder reduziert sogar die Geschwindigkeit - je nach Wunsch des Fahrzeugherstellers oder gesetzlichen Vorgaben. Neben dem Fahrer hat das Bosch-System auch den gesamten Innenraum inklusive Beifahrer und Passagieren auf dem Rücksitz im Blick. Die mittels Innenraumsensierung gesammelten Informationen geben zum Beispiel Auskunft über die Sitzhaltung aller Insassen und ermöglichen so die Airbags und Gurtstraffer bestmöglich einzustellen. Neben dem Plus an Sicherheit kann die Technik zusätzlichen Komfort ins Auto bringen. Durch die Identifizierung des Fahrers mittels der Kamera kann das System zum Beispiel automatisch die richtige Sitzstellung oder Wohlfühltemperatur einstellen.
Datenschutz bleibt gewahrt
Die Daten der Kamera werden direkt im Auto ausgewertet, sie werden nicht gespeichert und verlassen das Fahrzeug nicht. Zur Auswertung nutzt das Bosch-System zudem nicht das Gesamtbild, sondern kleine Auszüge daraus wie die Blickrichtung oder Öffnung der Augenlider. Die Anforderungen des Datenschutzes werden somit erfüllt - bei einem gleichzeitig verbesserten Schutz der Verkehrsteilnehmer.