TÜV SÜD: Groß und sportlich? Geht auch beim Elektroauto

TÜV SÜD: Groß und sportlich? Geht auch beim Elektroauto

München/Mireval. Geht man mal davon aus, dass Elektroautofahrer tatsächlich besonders umweltbewusst sind, achten diese wohl auch beim Reifenkauf auf Typen, die dem Ambiente wenig schaden. Sicherheit, Haltbarkeit, Abrollgeräusch, Rollwiderstand aber auch Dimension und Gewicht und nicht zuletzt der Preis sind hier wichtigste Kriterien. Wer sich auf dem gesamten Reifenmarkt umschauen und nicht beim vom Hersteller empfohlenen Reifen bleiben will, für den bietet das Reifenlabel eine gute Orientierung. Elektroautos und Reifendimensionen – dieses Thema hat die Schweizer Fachzeitschrift auto-illustrierte unter die Lupe genommen. Ergebnisse beim aktuellen Reifentest auf dem Goodyear Testgelände im französischen Mireval: 18 und 19 Zöller fürs Elektroauto? Das geht auch. Die Probanden: Goodyear Eagle F1 Asymmetric 6 in 18 und 19 Zoll, Matador MP 47 Hectorra 3, ebenfalls in 19 Zoll, und der Goodyear EfficientGrip Performance 2 (17 Zoll). Mit auf dem Testgelände: die neutralen Sachverständigen von TÜV SÜD. 

„Dass E-Autos inzwischen Standard sind, zeigt sich auch auf dem Reifenmarkt“, sagt TÜV SÜD- Reifenexperte Michael Stamm und fügt hinzu: „Reine Reifen für E-Autos gibt es nur selten. E-Autofahrer möchten beim Reifenkauf auf die gesamte Palette zugreifen können.“ Das liegt auch an dem Spektrum der Fahrzeuge und den unterschiedlichen Fahrprofilen. Wer im E-Auto lange Strecken unterwegs ist, oder sogar mal schneller fahren will, der möchte selbst mit dem Stromer sportlich daherkommen. Der Markt stellt sich darauf ein: „Laufruhe, Stabilität und geringer Rollwiderstand stehen dementsprechend in jedem Lastenheft bei der Entwicklung neuer Reifen. Für den Einsatz in der Stadt dagegen eignen sich eher kleindimensionierte Reifen, um die Umwelt und den Geldbeutel zu schonen.“ 

Beim Testfahrzeug setzt die auto-illustrierte mit einem BMW i4 hingegen auf sportlich. Beim Test im sommerlich heißen Mireval haben die Redakteure der auto-illustrierte verschiedene Reifen- Dimensionen im Visier. Darunter einen Low-Budget-Reifen der Marke Matador. Die Größen: in Mischbereifung mit Vorderachse 245/40 R19 / Hinterachse 255/40 R19 (Goodyear Eagle F1 Asymmetric 6 und Matador MP 47 Hectorra 3), sowie in 18 Zoll mit Vorderachse 245/45 R18 / Hinterachse 255/45 R18 ebenfalls Goodyear Eagle F1 Asymmetric 6 und als Basisbereifung in 17 Zoll, genauer in 225/55 R17 rundum bereift den Goodyear EfficientGrip Performance 2. 

Vor allem beim Bremstest auf nasser Fahrbahn aus 80 Stundenkilometern zeigt der Reifen aus der Slowakei (Matador) deutliche Schwächen. Er bringt das Testfahrzeug erst nach 41,1 Metern zum Stehen. Zum Vergleich: 31,4 Meter der 18-er Goodyear, 31,5 Meter, der Goodyear in 19 Zoll. Der 17 Zöller braucht 37,8 Meter. Zur Veranschaulichung: Wenn das Auto auf dem 18-er Goodyear schon steht, ist es mit dem Matador noch mit 38,6 Sachen unterwegs. 

Auch beim Trockenbremsen schneiden die Goodyear Eagle F1 Asymmetric 6 (18/19 Zoll) am besten ab. Von hundert auf null stehen sie bei 32,4 beziehungsweise 33 Metern. Der Matador braucht 35,2 Meter, beim 17 Zöller steht die BMW-Tachonadel nach 35,5 Metern auf null. Ähnliches Bild auf der nassen Kreisbahn – auch hier haben die beiden großen Goodyear die Nase vorn. Sie drehen die 42 Meter lange Runde mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 66,9 km/h (18 Zoll) und 67,4 km/h (19 Zoll). Deutlich langsamer fahren der 17 Zöller und der Matador im Kreis. 64,7 beziehungsweise 64 Stundenkilometer. 

Anders sieht es beim Aquaplaning in etwa 8 mm tiefem Wasser aus. Hier zeigen der schmalere 17 Zöller und der Reifen aus Bratislava die besten Werte. Der Kleinere schwimmt bei 84,5 Sachen auf, der 18er Low-Budget-Reifen aus dem Hause Continental bei 83,9. 

Bei allen weiteren Tests verfestigt sich der hintere Platz des Matador. Er ist in den Disziplinen Trocken-und Nasshandling wesentlich langsamer unterwegs und zeigt vor allem auch in Sachen Fahrstabilität deutlich weniger Performance. Und leider konnte die günstige Alternative auch beim Test im Prüflabor des TÜV SÜD nicht überzeugen. Beim gerade für E-Fahrzeuge so wichtigen Test des Rollwiderstands – als Indikator für den Energieverbrauch – landete er ebenfalls auf dem letzten Platz, was durchaus einige Kilometer in der Reichweite kostet. 

Keine Kompromisse machen 

Fazit vom TÜV SÜD-Reifenfachmann Stamm: „Wer neue Reifen für sein Elektroauto braucht, sollte neben den allgemeinen Sicherheitsparametern ein besonderes Augenmerk auf Rollwiderstand und Laufruhe legen. Zudem besteht natürlich immer die Möglichkeit, wieder den vom Hersteller erstmontierten Reifen zu kaufen. Er ist in der Regel optimal für das Modell abgestimmt. „Es wäre spannend gewesen, auch einen OE-Reifen im Test zu haben“, so Stamm. 

Das Testergebnis hat auch gezeigt, dass beim Reifenkauf für den Stromer keine Kompromisse gemacht werden sollten. Wenn besonders günstige Alternativprodukte bewegt werden – elektrisch oder anders – kann das durchaus auf Kosten der Sicherheit gehen. 

Noch zwei Tipps vom Experten für mehr Nachhaltigkeit: „Die meisten fahren mit zu wenig Luftdruck. Das erhöht den Rollwiderstand, den Verschleiß und trägt zudem dazu bei, dass die Reichweite schrumpft. Moderne Gummimischungen sollen sicher, aber auch nachhaltig sein. Eine hohe Grundprofiltiefe suggeriert zwar eine längere Lebensdauer, entscheidend für die Umwelt ist jedoch das jeweilige Verschleißverhalten des Reifens und der entsprechend emittierte Abrieb.“ 

Die ausführlichen Ergebnisse des Reifentests stehen ab 29. Juli in der August-Ausgabe der auto-illustrierte sowie auf www.auto-illustrierte.ch. 

TÜV SÜD betreibt in Garching bei München das größte unabhängige Reifen-/Räder-Labor seiner Art in Europa. Die Experten sind hier seit vielen Jahren der kompetente Partner der Reifen- und Fahrzeugindustrie, wenn es um Zertifizierungen, Tests und Entwicklungssupport an Reifen und Rädern geht. 

Bildtext: Schmaler schwimmt nicht so schnell: 225er siegt beim Aquaplaning-Test. 

Quelle: https://www.tuvsud.com


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