Hamburg – Flächendeckend Tempo 30 und ein faktisches Verbrennerverbot ab 2040. Das haben die Hamburger mit der Abstimmung zum Zukunftsentscheid entschieden. Vielen dürfte dabei nicht klar gewesen sein, was das konkret für sie bedeutet.
Fahrverbot für Verbrenner
Zwar gilt ab 2035 europaweit ein Verbrenner-Aus beim Neuwagenkauf, allerdings sind zu diesem Zeitpunkt schätzungsweise noch rund 40 Million Verbrenner auf Deutschlands Straßen unterwegs. Für Hamburger gilt ab 2040, dass Ihnen die Entscheidungsmöglichkeit, vorzeitig auf ein E-Auto umzusteigen, genommen wird. Sie müssen zur E-Mobilität wechseln, wenn sie mit dem Auto unterwegs sein wollen. Ein Fahrverbot für Verbrenner ist ein Verbot dieser Fahrzeuge.
„Der öffentliche Nahverkehr wird die aus dem Verbrennerverbot resultierenden zusätzlichen Fahrgäste nicht auffangen können.“, meint Hanno Huijssen, Vorstandsvorsitzender des ADAC Hansa e.V. „50% der ÖPNV-Nutzer werden schon jetzt von Bussen transportiert. Ein flächendeckendes Tempo 30 bremst die Busse aber aus. Dabei wurde gerade viel Geld in ein Beschleunigungsprogramm gesteckt, um die Menschen besser von A nach B fahren zu können. Eine Bewältigung des steigenden Fahrgastzahlen ist deswegen nicht möglich. Auch wenn man U- und S-Bahnen miteinbezieht.“
Mehr Sicherheit und Umweltverträglichkeit durch Tempo 30?
Verschiedene Untersuchungen haben gezeigt, dass Tempo 30 bei konstanter Geschwindigkeit zu einem höheren Verbrauch an Treibstoff, einem vermehrten Ausstoß an Stickoxiden sowie zu mehr motorbedingtem Feinstaub führt. Wenn es aber ein Fahrverbot für Verbrenner gibt, ist es für das Klima irrelevant wie schnell die E-Autos fahren. Der Schadstoffausstoß ist gleich null.
Welchen Einfluss die Geschwindigkeit auf die Entstehung von Unfällen hat, kann nicht eindeutig nachgewiesen werden, da bei einem Unfallgeschehen meist mehrere Faktoren eine Rolle spielen. Unstrittig ist jedoch, dass sich bei einer geringeren Geschwindigkeit der Anhalteweg deutlich reduziert und zumindest die Schwere eines Auffahrunfalls somit gemildert werden kann. Ein Großteil der Unfälle geschieht allerdings beim Abbiegen und dort liegt die Geschwindigkeit je nach Kurvenradius meistens zwischen 10- und 20 km/h.
Bereits heute sind über 60 % der Hamburger Straßen Tempo 30 Zonen. Gilt diese Begrenzung auch auf Hauptverkehrsstraßen wirkt sich das eher nachteilig Lenkungsfunktion des Verkehrs aus. Die möglichen Folgen: Eine signifikante Zunahme des „Schleichverkehrs“ durch Tempo-30-Wohngebiete, was wiederum dort die Verkehrssicherheit verschlechtert.
Der ADAC befürwortet eine klimafreundliche Mobilität bis 2045. Die Elektromobilität spielt dabei eine wichtige Rolle. Der weitere Erfolg hängt maßgeblich von erschwinglichen Fahrzeugmodellen und günstigem Strom für das Laden ab. Ebenfalls wichtig sind ein flächendeckendes und verbraucherfreundliches Ladenetz inklusive Preistransparenz sowie einfachen Bezahl- und Abrechnungssystemen. Dazu gehören in Hamburg vor allem auch die Förderung privater Ladeinfrastruktur in Mehrparteienhäusern.
Quelle: ADAC Presse