Jörg Haucke (links), Elias Hammer (rechts)
Mitten in Berlin eröffnen die Vier Ringe den dritten Audi charging hub. Auch in der Hauptstadt fungieren wie in Nürnberg und Zürich Second-Life-Batterien als Pufferspeicher. Wie in Zürich kommt die kompakte Version des Audi charging hub mit vier Schnellladepunkten zum Einsatz. Bei der Stromnetzanbindung am Standort Prenzlauer Berg geht Audi im Vergleich zu Nürnberg und Zürich jedoch einen anderen Weg. Diese Weiterentwicklung erklärt im Interview Elias Hammer, der bei Audi für den Rollout in Berlin und für die Energiesystemintegration des Audi charging hub zuständig ist. Für künftige Nutzer_innen des Berliner Audi charging hub verwandelt sich dank der Kooperation mit dem Frischeparadies die Langeweile beim Laden in eine regelrechte „Ladeweile“ – Zeit, die sich sinnvoll nutzen lässt. Für den in Berlin lebenden Q4 e-tron Kunden Jörg Haucke ist der Audi charging hub jedenfalls die perfekte Alternative beim städtischen Laden, da es in vielen Metropolen derzeit noch an einer Schnellladeinfrastruktur fehlt.
Warum hat sich Audi entschieden, auch in Berlin die kompakte Version des charging hub zu eröffnen?
Elias Hammer: Der Standort in Prenzlauer Berg liegt in der Nähe der Ost-West-Tangente an der B1 mit sehr dichter Wohnbebauung. Genau hier können wir Fahrer_innen von E-Autos, die meist keine Möglichkeit haben, ihr Auto zu Hause zu laden, mit der kompakten Version eine komfortable und vor allem zuverlässige Schnelllademöglichkeit mitten in der City bieten. Generell erwarten wir in den Städten einen hohen Ladebedarf, wenn Menschen von der Arbeit nach Hause kommen. Dank des Pufferspeichers können wir die Ladeleistung von 320 kW pro Ladesäule jederzeit konstant sicherstellen. Gerade am Standort Prenzlauer Berg gehen wir von einer hohen Auslastung aus. So wie hier bauen wir unsere charging hubs prinzipiell dorthin, wo unsere Kund_innen das 30- bis 40-minütige Laden in ihren täglichen Ablauf einplanen können. Dafür nutzen wir unter anderem eine konzerneigene Datenanalyse, um den Bedarf zu prüfen und den passenden Standort zu finden. Die Fläche, auf dem die kompakte Version mit vier überdachten Ladepunkten an zwei PowerCubes passt, befindet sich zudem gleich neben unserem Kooperationspartner.
Wie nutzen Sie als e-tron Fahrer den Audi charging hub?
Jörg Haucke: Zu Hause bemühe ich mich seit geraumer Zeitum eine Lademöglichkeit in meiner Tiefgarage. Das ist leider sehr kompliziert. Einige Minuten von meiner Wohnung entfernt nutze ich deshalb manchmal eine öffentliche Ladesäule. Da ist der Audi charging hub sicherlich komfortabler – und noch dazu günstiger, wie ich erfahren habe. Ehrlich gesagt habe ich vor geraumer Zeit ein wenig neidisch den Audi charging hub in Nürnberg zur Kenntnis genommen. Denn die öffentlich zugänglichen Ladesäulen sind nicht immer frei, wenn man sie braucht. Auch für Berlin ist der Audi charging hub eine ideale Erweiterung der Ladeinfrastruktur.
Wie ist Audi auf den möglichen Ansturm der Kund_innen vorbereitet?
Elias Hammer: Hier kommt die Reservierungsfunktion für Audi Fahrer_innen ins Spiel. Theoretisch wäre es sogar bei entsprechender Nachfrage möglich, relativ schnell einen zusätzlichen PowerCube zu ergänzen. So können wir dank des modularen Konzepts aus den vier Ladepunkten schnell sechs machen. Wir sind also in der Lage, temporär auf höhere Bedarfe zu reagieren.
Jörg Haucke: Als Fahrer eines Q4 e-tron freut mich das zu hören. Somit kann ich mir zukünftig über die myAudi App einen Ladeplatz reservieren oder anfragen, ob es einen freien Ladepunkt gibt. Sehr praktisch ist außerdem der neue Ladedienst Audi charging, mit dem ich in fast ganz Europa bequem und sicher laden kann.
Mit welchem Partner wertet Audi den charging hub in Berlin auf?
Elias Hammer: In Berlin kooperieren wir mit dem Frischeparadies mit seinem attraktiven Feinkostmarkt und Genießerbistro. Das Frischeparadies hat einen hohen Qualitätsanspruch und ist deshalb ein Partner, der gut zur Marke Audi passt.
Wie wollen Sie als Kunde die Ladezeit nutzen?
Jörg Haucke: Der Audi charging hubsteht genau dort, wo ich die meisten meiner beruflichen Termine habe. Auch wenn ich bereits im Ruhestand bin, betreue ich Auszubildende und kann während meiner Gespräche mein Auto aufladen. Sicherlich ist auch eine Tasse Kaffee oder ein Einkauf drin und es bleibt ein wenig Zeit, sich zu entspannen. Der Besuch beim Audi charging hub ist zwar keine aktive Freizeitbetätigung, aber bietet einige Annehmlichkeiten während des Ladens. Dazu gehört gewiss auch die eine oder andere Fachsimpelei an der Ladesäule oder im Bistro.
Was hat sich technisch im Vergleich zum charging hub in Nürnberg und Zürich geändert?
Elias Hammer: In Berlin sind wir als Unterverbraucher an das Stromnetz vom Frischeparadies angeschlossen. Das ist ein wesentlicher Unterschied. Mithilfe unserer selbst entwickelten dynamischen und intelligenten Lastregelung messen wir aktiv, welche Leistung das Frischeparadies gerade aus dem Netz bezieht. Auf diese Weise stellen wir sicher, dass wir nur dann nachladen, wenn unser Partner keine hohe Last aus dem Netz benötigt. Deshalb brauchen wir in Berlin keinen zusätzlichen Stromanschluss. Damit gewährleisten wir, dass über den bestehenden Anschluss mit Grünstrom auch der Audi charging hub betrieben werden kann. Wir nutzen so auf optimale Weise die vorhandene Stromnetzinfrastruktur, auch weil wir dank des 1,05 MWh großen Batteriespeichers für unseren Strombedarf unabhängig sind.
Jörg Haucke: Wie sind diese Batteriespeicher aufgebaut?
Elias Hammer: Wir nutzen dafür Audi e-tron Batterien, die in unseren Erprobungsfahrzeugen zum Einsatz kamen. Diese Batterien verfügen noch über eine hohe Leistungsfähigkeit, die wir ausnutzen wollen. Im Audi charging hub schenken wir den Batterien, wenn man so will, ein zweites Leben. Im charging hub in Nürnberg sind drei PowerCubes mit je 198 Modulen und ein StorageCube mit 330 Modulen verbaut. In Summe sind das 924 Module. Hier in Berlin haben wir insgesamt 396 Module mit einer Kapazität von 1,05 MWh – das entspricht 14 Audi Q4 e-tron.
Werden Sie als e-tron Kunde den Audi charging hub regelmäßig nutzen?
Jörg Haucke: Ich denke, ja. Zum einen ist der Preis mit 0,35 Euro pro kWh für Nutzer_innen des Audi charging Ladedienstes sehr attraktiv. Im Schnitt sind die Kosten an den Schnellladesäulen in Berlin fast doppelt so hoch. Mit dem Konzept von Audi lässt sich das Laden in meinen Tagesablauf sehr gut integrieren. Außerdem kann ich die Reservierungsfunktion nutzen. Darüber hinaus kann ich die Ladezeit, eigentlich ja Wartezeit, an diesem Hotspot sinnvoll verbringen.
Wie geht es nach der Eröffnung in Berlin mit dem Konzept Audi charging hub weiter?
Elias Hammer: Für Ende Mai 2023 ist die Eröffnung eines weiteren kompakten Audi charging hub in Salzburg geplant. Danach folgt München. In einer ersten Welle werden wir die Varianten ohne eigene Lounge mit Partnerunternehmen für die Serviceangebote ausrollen, um weitere Erfahrungen und Daten zu sammeln. Wir wollen unsere Kund_innen verstehen, um dann ab 2024 den bestmöglichen Service in kompakten, aber auch in Varianten mit Lounges verschiedener Größen garantieren zu können. Um diese Pläne umsetzen zu können, sind wir auf der Suche nach weiteren Partnerunternehmen und passenden innerstädtischen Standorten.
Was wünschen Sie sich als e-tron Kunde generell beim Thema Laden?
Jörg Haucke: Der Q4 e-tron ist seit 1991 mein zwölfter Audi und der erste mit vollelektrischem Antrieb. Mein Wunsch wäre, dass generell vor öffentlichen Einrichtungen mehr Lademöglichkeiten installiert werden. In dieser Hinsicht ist noch viel zu tun. Audi gibt mit seinem Ladekonzept mitten in der Stadt die Richtung vor und schafft damit auch eine Bindung an die Marke.
Quelle: Audi MediaCenter